Beim diesjährigen Katholikentag in Stuttgart hat der evangelische Pastor Kossen schwere Vorwürfe erhoben. In einer emotionalen Rede warf er der Fleischindustrie moderne Sklaverei vor. Laut Pastor Kossen seien in Deutschland Tausende von Menschen in der Fleischproduktion unter sklavenähnlichen Bedingungen beschäftigt. Sie würden für Stundenlöhne von nur wenigen Euro arbeiten und seien Opfer von Ausbeutung und Menschenrechtsverletzungen. Der Pastor forderte die Regierung auf, gegen diese Missstände einzuschreiten und die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie zu verbessern.
Katholikentag: Pastor Kossen warnt vor moderner Sklaverei in Fleischindustrie
Pastor Peter Kossen, ein streitbarer Geistlicher aus Lengerich, hat sich zum Ziel gesetzt, die „Moderne Sklaverei“ in der Fleischindustrie anzuprangern. Während seiner Zeit als Ständiger Vertreter des Offizials in Vechta hatte Kossen engen Kontakt zum Caritasverband und zum Sozialdienst katholischer Frauen. Durch deren Berichte und seine eigenen Beobachtungen stieg in dem 56-Jährigen die Wut über die Zustände.
Immer wieder bezieht er deutlich Stellung gegen die menschenunwürdigen Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie, insbesondere für Migrantinnen und Migranten. Dass seine Gegner wenig zimperlich sind, schreckt Kossen nicht. Unbekannte haben ihm nachts mal einen Kaninchenkopf vor die Haustür gelegt, als „Gruß aus der Fleischbranche“.
Pfarrer Kossen, der auch Mitglied des Zentralkomitees der Katholiken (ZdK) ist, wird auch am Katholikentag den Finger in die Wunde legen. Er wird am Freitag, 31. Mai, bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Eine Welt – Keine Sklaverei: Menschlich handeln statt Menschenhandel“ deutlich Stellung beziehen.
Auch beim vorangegangen Katholikentag in Stuttgart war Kossen dabei. „Als Christen sind wir aufgerufen, Anwälte für die zu sein, die keine Stimme haben“, hatte der Geistliche da gesagt. Die Kirche schaue oftmals schweigend zu.
Inzwischen geht es auch nicht mehr nur um die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie, sondern auch die Zustände bei der Gebäudereinigung oder den Paketdiensten. Anlässlich des Katholikentages, der bis zum 2. Juni in Erfurt stattfindet, hat das ZDF ein Porträt von Pfarrer Peter Kossen aus Lengerich mit dem Titel „Die Vergessenen – Kampf für Gerechtigkeit“ produziert.
Ein TV-Team war zwei Tage vor Ort, um den Geistlichen der Pfarrei Seliger Niels Stensen zu begleiten. Der Beitrag ist in der ZDF-Mediathek abrufbar. Beeindruckt hat Kossen die gute Vorbereitung des ZDF-Teams: „Sie waren wirklich gut im Thema und hatten detailliertes Wissen.“
Neben dem Pfarrer werden in dem Film auch Vertreter aus der Beratungsstelle des Lengericher Vereins „Aktion Würde und Gerechtigkeit“ sowie ein ehemaliger Mitarbeiter aus der Fleischindustrie im Oldenburger Land gehört.
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