NATO wird 75: Einig und entschlossen wie lange nicht
Am 4. April 2022 feiert die NATO ihren 75. Geburtstag. Seit ihrer Gründung im Jahr 1949 hat sich die Atlantische Allianz zu einem wichtigen Garanten der kollektiven Verteidigung und Stabilität in Europa entwickelt. Anlässlich dieses Jubiläums kann die NATO auf eine Phase der erneuerten Einigkeit und Entschlossenheit zurückblicken, wie sie seit langem nicht mehr erlebt wurde. Die transatlantische Partnerschaft zwischen Europa und Nordamerika ist enger denn je und die Vereinten Nationen haben ihre Zusammenarbeit mit der NATO verstärkt. In diesem Artikel werden wir auf die Entwicklung der NATO und ihre aktuellen Herausforderungen eingehen.
NATO wird 75: Einig und entschlossen wie lange nicht
Es heißt, Bündnisse sterben mit ihren Gegnern. Gemessen daran wäre die NATO seit 1991 – mit der Auflösung des Warschauer Paktes – Vergangenheit. Doch die Wirklichkeit schrieb eine andere Geschichte. Die Nordatlantische Allianz lebt, mehr noch: Sie ist mit mittlerweile 32 Mitgliedern so groß wie nie zuvor, sie ist geeint und sie ist so entschlossen wie lange nicht.
Und sie ist bereit, sehr viel mehr als bislang in die eigene Verteidigung zu investieren. Wenn die NATO in diesen Tagen beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs in Washington D.C. ihre Gründung vor 75 Jahren feiert, liegt auch eine düstere Erkenntnis über diesem Festakt: Das Bündnis hat nach Jahren der Entspannung, einer lebendigen Partnerschaftspolitik, wieder einen Gegner, vermutlich auch Feind: Es ist das Russland des Wladimir Putin.
Ein Feind in Europa
Russland hat mit seinem Überfall auf die Ukraine den Krieg sehr nahe an die Grenzen des Bündnisgebietes gebracht. Sowohl in Polen als auch in den baltischen Staaten ist die Angst vor dem russischen Landhunger allgegenwärtig. Von der Republik Moldau ganz zu schweigen.
Die NATO hat sich als Bündnis bislang aus dem Krieg der Ukraine mit Russland herausgehalten. Und das soll so bleiben. Eine schnelle Aufnahme für die Ukraine wird es als Geschenk dieses Gipfels nicht geben.
Ein starker Gegner für Europa
Putins Politik ist klar umrissen: Er stellt sein Land für viele Jahre auf Kriegswirtschaft um. In Europa hat er einen Lieblingsgegner: Deutschland. Er weiß: Trifft er Deutschland, trifft er Europa.
Sollte Donald Trump im November tatsächlich zum zweiten Mal als Präsident gewählt werden, müssen sich die Europäer ohnehin darauf einstellen, dass es komplizierter werden könnte auf dem Kontinent. Aber der Grund, warum Europa sich militärisch neu aufstellen muss, heißt nicht Trump. Der Grund ist Putin.
Die NATO als Restrisikoversicherung
Die NATO ist mit ihrem zentralen Bekenntnis zur gemeinsamen Verteidigung des Bündnisgebietes die Restrisikoversicherung ihrer Mitglieder. Mit dem Beitritt von Schweden und Finnland, die Putin aus ihrer jahrzehntelangen Neutralität in die NATO getrieben hat, ist die Allianz noch stärker geworden.
Außer der Ungewissheit ist – global betrachtet – kaum etwas sicher. 75 Jahre nach ihrer Gründung kann die NATO von sich sagen: Würde es sie nicht geben, müsste man sie angesichts der Weltlage erfinden.
Foto: dpa/Daniel Naupold
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