Neunzig Minuten nach dem letzten Spiel - Abschied vom Bökelberg war eine Zäsur

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Neunzig Minuten nach dem letzten Spiel - Abschied vom Bökelberg war eine Zäsur

Am 20. Mai 1999 geschah etwas, das in der Geschichte des MSV Duisburg für immer in Erinnerung bleiben wird. Nach 90 Minuten des letzten Spiels der Saison 1998/1999 verabschiedete sich der Traditionsverein vom Bökelberg, seiner Heimat seit 1954. Der Abschied war nicht leicht, denn der Bökelberg war mehr als nur ein Stadion - er war ein Symbol für die Identität der Stadt und des Vereins. Doch die Zeit des Umbruchs hatte begonnen und der MSV Duisburg stand vor einer neuen Ära.

Neunzig Minuten nach dem letzten Spiel: Abschied vom Bökelberg war eine Zäsur

Viel fehlte ja nicht, und Martin Stranzl wäre der letzte Torschütze in einem Bundesligaspiel am Bökelberg gewesen. Nur hätte der Österreicher nicht für Borussia getroffen, kam er doch erst im Winter 2011 nach Gladbach, sondern für den TSV 1860 München.

Kurz vor dem Spielende schoss der Abwehrspieler aus der Distanz, der Ball klatschte jedoch zum Glück von Uwe Kamps, der kurz zuvor eingewechselt worden war und in seinem letzten Bundesligaspiel Stranzls Schuss nur hinterher sah, an den Pfosten. „Uwe hat’s geseh’n!“, skandierten die Fans, es blieb beim 3:1-Heimsieg der Borussen zum Abschied von ihrem geliebten Bökelberg – am 22. Mai 2004.

Zahlreiche Wechsel markierten den Abschied von Bökelberg

Zahlreiche Wechsel markierten den Abschied von Bökelberg

Kamps noch einmal im Gladbach-Tor, Stranzl im Trikot der Münchner Löwen, und Arie van Lent, der sich statt des späteren Borussen-Verteidigers als letzter Bökelberg-Torschütze in die Geschichtsbücher eintrug: Sein Kopfball in der 75. Minute – zuvor hatten schon Vaclav Sverkos und Igor Demo mit dem Kopf für Borussia getroffen – beendete das Kapitel.

20 Jahre ist das nun schon her. Borussia: Mannschaft konnte mit Entwicklung nicht Schritt halten. Seitdem hat sich viel verändert, und das nicht nur am Ort der legendären Spielstätte, die 85 Jahre lang die Heimat des Vereins war und in der Borussia mehr als 2000 Spiele austrug.

Längst steht dort ein modernes Wohngebiet – immerhin gibt es aber ein Denkmal, das an den Bökelberg erinnert. Mit dem Umzug in den Borussia-Park veränderte sich der Klub in nie da gewesener Form, vor allen Dingen wuchs er rasant: Allein mit dem Standortwechsel verdoppelte sich vor 20 Jahren die Zahl der Beschäftigten. Und in der Folge entwickelte sich der Klub kontinuierlich weiter.

Die Mannschaft konnte da zunächst einmal nicht Schritt halten mit diesem Tempo. 32 BilderBorussia zu Gast in Jüchen – Freundschaftsspiel im Regen32 BilderFoto: Dieter Staniek

Auch sportlich war der 22. Mai 2004 eine Zäsur. Denn mit dem Saisonende verabschiedeten sich verdiente Spieler: Torjäger van Lent ging nach Frankfurt, Torwart Jörg Stiel beendete seine Karriere. Diesen Schritt gingen wenig später auch Steffen Korell und Max Eberl – innerhalb kurzer Zeit waren viele Routiniers, die das Team geführt hatten, nicht mehr da.

Es sollten ihnen klangvolle Namen folgen.

Schon am Tag des Abschieds vom Bökelberg ging das Gerücht um, Borussia werde Oliver Neuville, Vize-Weltmeister 2002, verpflichten. So kam es auch, ihm folgte in Christian Ziege ein weiterer Nationalspieler. Endgültig zum „Kaufhaus des Westens“ mutierte der Klub im folgenden Winter, als unter anderem Jörg Böhme, Kasey Keller, Wesley Sonck und Giovane Elber nach Gladbach kamen.

Der Borussia-Park schien völlig neue Möglichkeiten zu bieten, doch schnell zeigte sich, dass sich Erfolg nicht zusammenkaufen lässt. Gladbach: Zum Abschluss ein standesgemäßer Sieg Große Namen machten noch keine funktionierende Mannschaft, Abstiegskampf blieb zunächst Alltag in Gladbach.

Drei Jahre nach dem Umzug musste Borussia gar zum zweiten Mal in die Zweite Liga absteigen – die Folge vieler falscher Personalentscheidungen. Erst mit der Relegationsrettung 2011 entwickelte sich wieder eine Mannschaft mit einer klaren Prägung, Trainer Lucien Favre verabreichte ihr dazu die passende Spielidee, es war eine sportliche Renaissance, die rund zehn Jahre anhielt.

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Jetzt, 20 Jahre nach dem Bökelberg-Abschied, hat der Klub eine Saison hinter sich, die jener Spielzeit 2003/04 in einigen Punkten schon sehr ähnelt: Es war lange mühsam, Gladbach steckte in der unteren Tabellenhälfte fest, feierte den Klassenverbleib aber am 33. Spieltag aufgrund der Resultate der Konkurrenz, nicht aus eigener Kraft.

Der Abschluss war indes ganz anders als bei der aktuellen Fohlen-Generation, die 0:4 in Stuttgart unterging. Das letzte Spiel am Bökelberg begann dagegen mit einer großen Choreo und dem Titel „Time To Say Goodbye“ als Einlaufmusik, es endete standesgemäß mit einem Sieg. Dann nahmen der Klub und seine Fans Abschied vom geliebten Stadion.

Hier geht es zur Bilderstrecke: Wer bleibt bei Borussia, wer geht im Sommer?

Heike Becker

Ich bin Heike, Journalistin bei Real Raw News, einer digitalen Generalistenzeitung mit Fokus auf nationalen Nachrichten in Deutschland. Bei uns dreht sich alles um Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuelle Nachrichten. Meine Leidenschaft gilt dem Schreiben und der Berichterstattung über relevante Themen, die unsere Leserinnen und Leser interessieren. Mit fundierten Recherchen und einem kritischen Blick auf aktuelle Geschehnisse möchte ich dazu beitragen, dass unsere Leserschaft stets bestens informiert ist und sich eine fundierte Meinung bilden kann.

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