Pferde als Therapeuten für Kinder in Jüchen eingesetzt

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Pferde als Therapeuten für Kinder in Jüchen eingesetzt

Die Stadt Jüchen setzt auf eine innovative Form der Therapie für Kinder. Seit Kurzem werden Pferde als Therapeuten eingesetzt, um den jungen Menschen bei der Überwindung von emotionale Herausforderungen zu helfen. Dieses Projekt bietet eine alternative Behandlungsmethode, die sich von der klassischen Psychotherapie unterscheidet. Durch die Interaktion mit den Tieren, sollen die Kinder ihre Emotionen besser verstehen und verarbeiten lernen. Die Stadt Jüchen setzt damit auf eine neuartige Form der Kindertherapie, die bereits in anderen Ländern erfolgreich erprobt wurde.

Pferde helfen Kindern in Jüchen über ihre Ängste und Probleme hinweg

Tiere sind mehr als nur die besten Freunde des Menschen – sie können auch dabei helfen, Ängsten entgegenzutreten und psychische Probleme zu überwinden. Denn: Der Kontakt zu Tieren kann eine heilsame Wirkung haben.

Das zeigte sich auch bei einem besonderen Therapiefall der Diplom-Pädagogin Caroline Unterdorfer aus Jüchen: Für eine Physiotherapie kam regelmäßig ein Jugendlicher mit einem Gendefekt zu ihr. Doch in dem für ihn leeren und dunklen Therapieraum ließ er sich nie zu seinem Training motivieren. „Hohle Übungen zu wiederholen, hatte für ihn einfach keinen Sinn“, sagt Unterdorfer.

Sobald die Therapie aber auf Tiere umgestellt wurde und die Aufgabe zum Beispiel darin bestand, die Pferde von der Weide in die Boxen zu treiben, war der Jugendliche motiviert. „Plötzlich war die Bewegung und das Zurücklegen der Strecke für ihn zweckgebunden, sodass er sofort loslegte“, erklärt die Pädagogin.

TierTherapie: Pferde als Partner für Kinder in Jüchen

TierTherapie: Pferde als Partner für Kinder in Jüchen

Genau das mache einen riesigen Unterschied – vor allem für beeinträchtigte Kinder und Heranwachsende: ob Übungen sinnstiftend sind oder nicht. Bei der tiergestützten Therapie von Unterdorfer wird wie folgt vorgegangen: Zu Beginn werden gemeinsam mit dem Kind und der Familie Ziele formuliert. Denn: „Jedes Kind und jeder Jugendliche hat einen unterschiedlichen Bedarf“, sagt die Pädagogin.

So wird zum Beispiel ein Kind mit ADHS, das Entspannung lernen soll, von den Therapeuten ohne Sattel auf den Rücken eines Pferdes geschnallt. „Da Pferde immer ein Grad wärmer sind als wir Menschen, und einen langsameren Herzschlag haben, hat das Liegen auf dem Pferderücken eine sehr beruhigende und geborgene Wirkung“, erklärt Unterdorfer.

Manchmal müssen zusätzlich Muskelentspannungs-Übungen durchgeführt werden oder einer Geschichte gelauscht werden, damit sich das Kind auf die Wirkung einlässt. „Da hatten wir einige Kinder, die schon auf dem Pferderücken eingeschlafen sind“, sagt die Pädagogin.

Pferdetherapie in Jüchen: Neue Wege zur Überwindung psychischer Probleme

Die Pferde bei „learn4life“ sind als Therapiepferde ausgebildete. Heißt: Sie reagieren auf die feinsten Körpersignale, folgen dem Gegenüber aber nur, wenn sie ihm vertrauen. Auf dem Hof werden die Pferde auch nicht durch Leckerlis oder andere Bestechungen konditioniert. „Wir arbeiten mit der ehrlichen Reaktion der Tiere“, so Carolin Unterdorfer.

Belohnt werden die Pferde vor Ort mit langen Krauleinheiten – der natürlichen Form der tierischen Zuneigung. Andere Kinder und Jugendliche können sich nicht auf den direkten Körperkontakt einlassen oder haben zunächst Berührungsängste und brauchen vorher eine aktive Phase, damit sie sich entspannen können.

„Wenn die schon reiten können, dürfen die dann traben und richtig in Aktion gehen“ oder sie betreiben aktive Bodenarbeit mit dem Pferd, damit das Ausruhen für sie einen Sinn hat, so Unterdorfer.

In erster Linie geht es bei der pferdegestützten Therapie nämlich nicht um das Reiten, sondern um die eigene und die Wahrnehmung des Gegenübers – des Pferdes.

Für die Therapie mit Pferden entschied sich die ehemalige Grundschullehrerin nicht ohne Grund. Sie selbst ist mit Pferden groß geworden und durfte in ihrer Kindheit erfahren, „wie das Zusammenleben und Arbeiten mit Tieren den Charakter formt“, sagt Unterdorfer.

So entschied sie sich schon vor 19 Jahren, mit einer nebenberuflichen Reittherapie zu beginnen, die sie bis vor zwei Jahren unter dem Namen „Patch of Heaven“ ausführte. In dieser Zeit merkte die Pädagogin gerade in der Zusammenarbeit mit Kitas, dass die wiehernden Vierbeiner Familien und Kindern einen anderen und nachhaltigeren Zugang ermöglichen, als eine herkömmliche Therapie das könnte.

Heute trägt nur noch der Therapiehof den himmlischen Namen – der von Carolin Unterdorfer geführte Dachverein der Therapien heißt nun „Learn4life“ und bietet mehrere, verschiedene Therapie-Arten an: Der Hauptfokus der Therapien liegt dabei auf zwei Faktoren: der Prävention und der Intervention.

Präventiv ist das Team des Vereins an Schulen und in Kitas mit einer systemischen Beratung aktiv. Dort werden nicht nur die Kinder und Jugendlichen, sondern zuerst die Lehrer und Eltern mit einem mentalen Selbstbehauptungstraining geschult. „Dadurch kann das den Kindern Beigebrachte später auf fruchtbaren Boden fallen“, sagt Unterdorfer.

In Form der Intervention bietet der Verein neben der ebenfalls intervenierenden tiergestützten Therapie eine Autismus-Therapie für Kinder und Jugendliche an. Anders als bei der tierischen Behandlung ist diese Therapieform aber anerkannt. Heißt: Die Kosten werden von den Jugendämtern und dem Landschaftsverband übernommen.

Nicht so bei der tiergestützten Therapie, deren Kosten von den Familien der Patienten getragen werden müssen. „Das ist total schade, denn gerade diese Form der Therapie bringt bei Kindern und Jugendlichen mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen viel mehr Motivation, über den eigenen Schatten zu springen“, sagt Unterdorfer.

Gerade Familien, die das Angebot der tiergestützten Therapie ohne Kostenübernahme jetzt schon in Anspruch nehmen und über Jahre finanzieren, brauchen laut der Pädagogin eine Unterstützung. Aus diesem Grund ist Carolin Unterdorfer mit „Learn4life“ auf Sponsorensuche – um auch benachteiligten Familien die Therapie ermöglichen zu können.

Klaus Schmitz

Ich bin Klaus, ein Experte und leidenschaftlicher Autor für Real Raw News, einer digitalen Generalistenzeitung mit Schwerpunkt auf nationalen Nachrichten in Deutschland. Meine Leidenschaft gilt der Berichterstattung über aktuelle Ereignisse in den Bereichen Kultur, Wirtschaft und Sport. Ich bin stets bestrebt, unseren Lesern fundierte und aktuelle Informationen zu liefern, die sie informieren und zum Nachdenken anregen. Mit meiner langjährigen Erfahrung im Journalismus und meiner Liebe zur deutschen Sprache bin ich stolz darauf, Teil des Teams von Real Raw News zu sein.

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