Die neuesten Daten zeigen, dass Deutschland am Ende der Liste liegt, wenn es um die Arbeitszeiten der Arbeitnehmer geht. Laut einer Studie haben deutsche Arbeitnehmer im internationalen Vergleich die kürzesten Arbeitszeiten. Dies mag auf den ersten Blick positiv klingen, jedoch kann es auch negative Auswirkungen auf die Produktivität und das Einkommen haben. Die Diskussion über die Arbeitszeitkultur in Deutschland wird somit wieder angefacht. Es stellt sich die Frage, ob kürzere Arbeitszeiten tatsächlich zu einem ausgeglicheneren Leben führen oder ob sie eher wirtschaftliche Nachteile mit sich bringen. Es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen Politik und Unternehmen ergreifen werden, um diesem Trend entgegenzuwirken.
Deutsche Arbeitnehmer mit den kürzesten Arbeitszeiten in Industrieländern laut OECD
Die Deutschen leben um zu arbeiten. Diese nicht immer wohlmeinende Zuschreibung ist längst passé. Pünktlich zum Tag der Arbeit fragt sich das US-Finanzportal „Bloomberg“ besorgt: „Haben die Deutschen ihre berühmte Arbeitsethik vergessen?“ Die Frage ist nicht unberechtigt. Nach Zahlen der Industrieländer-Organisation OECD sind deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer pro Jahr 1341 Stunden beschäftigt (2022). Das ist der niedrigste Wert unter den entwickelten Ländern. In Kolumbien, das ebenfalls zur OECD zählt, arbeiten die Werktätigen 2405 Stunden jährlich – fast doppelt so viel.
Sorgen um deutsche Arbeitsethik: Haben die Deutschen ihre Prioritäten verloren?
Unter jungen Leuten ist oft von der „Neuen Arbeit“ die Rede. Anders als ihre Eltern sehen sie nicht den Lebenssinn in Berufstätigkeit. Familie, Freunde, Freizeit nehmen einen gleichwertigen Rang in ihren Wertehierarchie ein. Das ist in Ordnung und entspricht den Präferenzen insbesondere der jungen Menschen. Die Gewerkschaften, die ihre Errungenschaften am 1. Mai gerne feiern, haben wesentlich dazu beigetragen, die Wochenarbeitszeiten zu kürzen. Ein besonderer Coup ist der Vereinigung der Lokführer gelungen, die künftig statt 38 nur noch 35 Stunden bei gleichem Verdienst arbeiten müssen.
Aber jetzt verlässt die Babyboomer-Generation den Arbeitsmarkt und reißt damit gewaltige Lücken. Fünf Millionen Arbeitnehmer fehlen bis 2030, jetzt gibt es schon 1,7 Millionen offene Stellen. Es vergeht kein Tag, an dem nicht Konzerne oder Mittelständler über den Fachkräftemangel klagen. Restaurants verkürzen ihre Öffnungszeiten, Handwerksfirmen oder Krankenhäuser vergeben Termine erst in Monaten.
Es ist richtig, auf eine bessere Arbeits-Freizeit-Bilanz hinzuwirken. Vor allem die Familie sollte gleichberechtigt neben dem Beruf stehen. Aber wir müssen den Wert der Arbeit wieder mehr schätzen. Sonst kann es böse enden. Und auch das ist heute die stärkste Botschaft zum 1. Mai.
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