- P. Sloterdijk: Sommermärchen kann man nicht à la Carte bestellen
- Philosoph Peter Sloterdijk über Fußball und Europa
- Ein Philosoph im Stadion
- Die Zeremonie des Fußballs
- Die Arena als Schicksalstheater
- Fußball als religiöse Erfahrung
- Europa als Kontinent ohne Eigenschaften
- Das Ende des Imperiums
- Die Dekadenz des Spektakels
- Ein Philosoph als Fan
P. Sloterdijk: Sommermärchen kann man nicht à la Carte bestellen
Der deutsche Philosoph und Kulturkritiker Peter Sloterdijk hat in einem aktuellen Interview klare Worte gefunden. Im Gespräch mit einer großen deutschen Zeitung äußerte er sich zu den Sommermärchen, die viele Menschen in Deutschland während der Corona-Pandemie erlebt haben. Sloterdijk warnte davor, dass man Sommermärchen nicht einfach à la carte bestellen kann. Er kritisierte die Vorstellung, dass man Freiheit und Abenteuer nach Belieben konsumieren könne, ohne die Folgen zu tragen. Der Philosoph forderte stattdessen ein neues Verständnis von Freiheit und Verantwortung. Seine Aussagen sorgen für Diskussionsstoff in Zeiten, in denen die Gesellschaft wiederkehrend nach Orientierung sucht.
Philosoph Peter Sloterdijk über Fußball und Europa
Der Philosoph Peter Sloterdijk hat ein neues Buch geschrieben, das im November unter dem Titel Kontinent ohne Eigenschaften erscheinen wird. In einem Gespräch sprach er über den Kontinent Europa und seine Beziehung zum Fußball.
Ein Philosoph im Stadion
Sloterdijk erzählte, dass er zuletzt vor etwa zehn Jahren bei einem Fußballspiel im Stadion war. Er saß in einer Lounge der Münchner Allianz-Arena und beobachtete das Spiel auf Bildschirmen. Doch die Musik und die Atmosphäre im Stadion waren so anziehend, dass er beschloss, ins Freie zu gehen und das Spiel live zu erleben. Man muss physisch im Stadion sein, um zu verstehen, worum es wirklich geht, sagte er.
Die Zeremonie des Fußballs
Sloterdijk betonte, dass der Fußball eine Zeremonie ist, die den Menschen zusammenbringt. Die Spieler laufen ein, die Vereinshymnen ertönen, und die Fans feiern gemeinsam. In solchen Momenten spürt man auch etwas von der Magie der altrömischen Massenkultur, die im modernen Fußball zurückgekehrt ist, sagte er.
Die Arena als Schicksalstheater
Der Philosoph verglich die moderne Arena mit dem antiken Circus maximus. Die Arena ist ein Schicksalstheater, ein Entscheidungsgenerator, sagte er. Man sollte begreifen, ein Imperium ist im Großen und Ganzen eine todlangweilige Institution. Es macht auf Dauer keinen Spaß, Einwohner eines immer siegreichen Imperiums zu sein.
Fußball als religiöse Erfahrung
Sloterdijk fragte, ob Fans nicht auch als Jünger eines Vereins gesehen werden können, die sich nicht ihren Verein aussuchen, sondern von ihm ausgewählt werden. Die Clubs waren anfangs so etwas wie lokalkultische Größen, sagte er. In manchen südlichen Ländern ist das noch heute so – die Fans von Inter Mailand bekennen sich zum 'schwarzblauen Glauben'.
Europa als Kontinent ohne Eigenschaften
Sloterdijk sprach auch über Europa und seine Rolle in der Welt. Die europäischen Nationen haben nach 1945 aufgehört, das Imperium Romanum zu imitieren, sagte er. Wir stehen kurz vor den Fußball-Europameisterschaften, dem Turnier eines Kontinents, den ich in meinen aktuellen Vorlesungen in Paris als einen 'Kontinent ohne Eigenschaften' beschreiben.
Das Ende des Imperiums
Der Philosoph betonte, dass Europa endgültig aus dem imperialen Spiel ausgestiegen ist. Die Europäer sind bis auf die Knochen abgerüstet, sagte er. Wir sind in einer ziemlich dekadenten Position.
Die Dekadenz des Spektakels
Sloterdijk verglich das moderne Fußball-Spektakel mit dem antiken Circus maximus. Massenkultur ist seit jeher Dekadenz-verdächtig, sagte er. Wenn Dekadenz weit fortgeschritten ist, lässt sich zwischen einem Ernstfall und der Simulation des Ernstfalls nicht mehr unterscheiden.
Ein Philosoph als Fan
Zum Schluss fragte man Sloterdijk, ob er einen Fußballverein unterstützt. Er antwortete, dass er während seiner Schülerzeit in München den Konkurrenzkampf zwischen 1860 und Bayern auf dem Schulhof miterlebt hat. Von 60ern umgeben, hegte ich Sympathien für die Bayern, sagte er. Die Gefühle von damals haben den Test der Zeit nicht bestanden.
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