Schweden: Das essen die Schweden im Sommer

Mal ehrlich: Was kommt einem in den Sinn bei schwedisch Essen?

Köttbullar, die Fleischbällchen aus dem bekannten Möbelhaus, und Knäckebrot? Wenn einem nichts weiter einfällt, ist es höchste Zeit für eine kulinarische Entdeckungsreise nach Schweden.

Die beste Zeit für eine Reise nach Schweden

Jetzt ist die beste Zeit: Die Tage sind über 17 Stunden lang. Also jede Menge Zeit für schwelgerische Streifzüge. Wo anfangen, wenn man probieren will, was den Schweden so schmeckt?

Die maritime Tradition in Göteborg

Schaut man auf die Landkarte mit den sagenhaften 48.000 Kilometern Küstenlinie um Fjorde, Inseln und Schären, ist klar: auf ans Wasser! Ein guter Startpunkt ist die 1621 gegründete Hafenstadt Göteborg. Die maritime Tradition mit Fischerei und Schiffsbau prägt auch die Gastroszene.

Innovatives Fischrestaurant Vrå

Wie wär's mit einem Dinner in einem der innovativsten Fischrestaurants des Landes? Im trendigen Vrå vom Clarion Hotel Post zaubert Küchenchefin Sofia B. Olsson kulinarische Raffinessen. Aus regionalen Produkten, mit japanisch inspirierten Aromen und Kochtechniken.

Zum Beispiel Kabeljau und Kaisergranat zu fermentiertem Wirsing oder Rhabarber-Sorbet mit Shiso-Kraut. Das Thema Nachhaltigkeit ist im Restaurant ein großes Thema. Nicht nur in der Küche, auch beim Interieur: Es gibt Beistelltische und Deko-Objekte, die aus dem Granulat von Austernschalen, Algen und Reisstärke gefertigt sind.

Und keine Angst vor der Rechnung: Vier-Gänge-Menüs mit Getränken gibt es ab 90 Euro.

Die Westküste Schwedens

Auf der E6 geht es entlang der Westküste nach Norden. Diese Region, Bohuslän, erstreckt sich mit ihrem spektakulären Archipel aus über 8000 Inseln und Schären 280 Kilometer bis zur norwegischen Grenze.

Rundgeschliffene, rosa Granitrücken, die aus dem silbrigen Meer ragen. Idyllische Fischerdörfer mit den typisch roten Bootsschuppen. Lichte nordische Wälder. Weite. Ruhe.

Ideal, um beim Segeln, Kajakfahren oder Wandern die Wirkkraft der Natur zu spüren. Und dann die Kulinarik: Seefische, Garnelen, Krebse, Hummer, Speisealgen, Blaumuscheln und Austern gedeihen in den klaren, strömungsreichen Gewässern in bester Qualität.

Kulinarische Entdeckungen in Lysekil

Das nutzen kleine Unternehmen mit schonenden Methoden. Zum Beispiel Lars und Mai­vor Marstone von Lysekils Ostron & Musslor im historischen Badeort Lysekil. Das Ehepaar bietet mit ihrer Holz­yacht Signe Touren zu ihrer Privatinsel an.

Unterwegs wird erzählt über die Natur, die Zucht der Blaumuscheln – bei uns Miesmuscheln genannt – an kilometerlangen Seilen und über die wildwachsenden Austern.

„Meine Frau kann 1000 Stück pro Stunde sammeln, ich schaffe nur 300“, scherzt Lars. Maivor lacht: „Ja, weil Du Dich von Vogelbeobachtungen ablenken lässt.“

Phänomenal ist das Panorama der Schärenwelt vor ihrem entzückenden Holzhaus, eine perfekte Szenerie für die Verkostung roher Austern und der im Sahne-Weißweinsud gekochten Blaumuscheln. Frischer geht's nicht.

Maivors Tipp: „Die Austern gut kauen, nicht bloß schlürfen. Dann erst schmeckt man das Aroma.“ Stimmt. Alles dabei: Salz, Algen, Mineralien – und einfach Meer.

Lokales Bier in Smögen

Was trinkt man dazu am besten? Ein lokales Bier! Wie das gebraut wird und schmeckt, erlebt man bei der wohl einzigen marinen Brauerei der Welt, Smögenbryggarn, direkt am Wasser im malerischen Ferienort Smögen.

Das kreative Craftbeer-Team produziert ein Dutzend verschiedene Sorten mit Zusätzen von Austernschalen, Algen und Meersalz für besondere Eigenschaften und Geschmacksnoten.

Die sty­lishen Dosen sind Kult.

Seetang-Safari in Bohuslän

An Smögens Yachthafen führt eine hölzerne Promenade auf Stelzen entlang. Bunte Fischer- und Lagerhäuser, Bootsschuppen, Läden und Lokale. Gleich dahinter türmen sich die Granitfelsen am Schärengarten auf.

Hier wartet Linnea Sjögren, die Gründerin von Catxalot. Die kleine Company unternimmt spannende Exkursionen, Schnorchel- und Kajaktouren rund um nutzbare Algen und Strandpflanzen an.

Wie eine Nixe gleitet sie in Tauchmontur ins Wasser und erntet, sanft mit der Schere, einige Seetang-Arten. 340 gibt es davon an dieser Küste.

Fischerei und Seafood in Grebbestad

Die Fahrt geht weiter, vorbei am pittoresken Fjällbacka, dem Heimatort von Schwedens erfolgreichster Autorin Camilla Läckberg und Schauplatz ihrer Krimis. Hollywood-Ikone Ingrid Bergman verbrachte viele Sommer hier, auf der vorgelagerten Insel Dannholmen.

Der Nachbarort Grebbestad gilt als der Hotspot für Seafood. Die Gewässer bis zum Kosterhavet Meeresnationalpark sind die tiefsten, nährstoff- und artenreichsten in Schweden.

90 Prozent aller Austern und 70 Prozent der Hummer werden hier gefischt. Es gibt sogar bunte Kaltwasserkorallenriffe.

Per Karlsson vom Familienunternehmen Everts Sjöbod nimmt Gäste mit zum Taschenkrebs- und Makrelenfischen. In seinem gemütlichen Bootshaus arrangiert er Austern-Workshops, bei denen man lernt, die Schalentiere zu öffnen.

„Da gehört Geschick dazu, die Muscheln haben eine Schließkraft von 200 Kilogramm“. Mit Glück findet man sogar eine Perle dabei.

Gemütlich tuckert sein bauchiges Holzboot hinaus zu den Felseninseln. Auch Möwen sind hier Feinschmecker. „Sie lassen im Flug Austern auf dem Gestein zerschellen, um sie leichter fressen zu können“, erklärt Per die leeren Schalen auf den Granitblöcken.

Bei den tanzenden Bojen stoppt er den Motor. Eine hydraulische Kurbel zieht den ersten der darunter hängenden Fangkörbe aus 25 Metern Tiefe hoch. Per strahlt. Die Heringsköder haben heute prächtige Taschenkrebse angelockt.

Geschickt packt er sie hinter den kräftigen Klauen, zieht sie vorsichtig aus dem Korb und lässt sie in einen Eimer gleiten. Die Vorfreude auf ein Freiluft-Dinner vor stimmungsvoller Schären-Kulisse liegt in der Luft.

Schwedens Westküste macht süchtig

Schwedens Westküste macht süchtig. Das Meeresgetier, die Seeluft, die archaische Landschaft, das Glitzern des Wassers in der Abendsonne, die entspannten Menschen. Wer das erlebt, sitzt jetzt am Haken. Und kommt wieder. Im Herbst, wenn Hummer gefangen werden.

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