Bochum: Ein Europaaktivist kämpft für seine Erstwähler

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Bochum: Ein Europaaktivist kämpft für seine Erstwähler

In der Stadt Bochum ereignet sich ein außergewöhnliches Ereignis. Ein engagierter Europaaktivist hat sich entschlossen, für die Erstwähler in seinem Wahlkreis einzutreten. Mit seinem Einsatz will er die Interessen der jungen Wähler vertreten und ihre Anliegen auf europäischer Ebene Gehör verschaffen. Dieser mutige Schritt des Aktivisten hat in der Stadt großes Aufsehen erregt und viele Menschen haben sich bereits solidarisch mit seinem Anliegen erklärt. Wir werden berichten, wie dieser Kampf um die Rechte der Erstwähler weitergeht.

Bochum: Junger Aktivist kämpft für die europäische Ideologie

Im künstlichen Licht einer Schulturnhalle von Bochum-Wattenscheid steht Milad Tabesch an einem Morgen im Mai vor knapp 300 Berufsschülern auf einer kleinen Bühne und redet über Europa. Was es ihm bedeutet und darüber, was Europa seinen Eltern bedeutete, als sie 1992 vor Krieg und Vertreibung aus Afghanistan flohen und Schutz und Demokratie im vereinten Europa, genauer im Ruhrgebiet, suchten und fanden.

Der 27-Jährige spricht auch darüber, dass er all das durch einen Rechtsruck bedroht sieht: „Aktuell macht mir das Angst, dass dieses Versprechen, das meinen Eltern gegeben wurde, in Gefahr gerät“, sagt er. Seiner Sorge vor einem Wahlerfolg der extremen Rechten will er die Begeisterung für die europäische Idee entgegensetzen.

Die Mission: Europa entflammen

Die Mission: Europa entflammen

Seine Mission vor der Europawahl am 9. Juni: Möglichst viele junge Menschen damit anstecken. Briefwähler in Dresden bekamen Stimmzettel aus NRW. Erstmals dürfen bei der Europawahl schon 16-Jährige abstimmen.

Der Europaaktivist hat daher im vergangenen Sommer die Initiative „Ruhrpott für Europa“ ins Leben gerufen. Er will mit dem unter anderem aus Mitteln der Landeszentrale für politische Bildung unterstützten Projekt einer ausgesprochen vielfältigen jungen Generation im Ruhrgebiet zeigen, dass auch ihre Stimme zählt.

„Nicht nur in Deutschland, sondern quer durch ganz Europa hinweg gewinnen diejenigen Zulauf, die Europa abschaffen, zerstören oder es auf seine wirtschaftliche Minimalnutzung reduzieren wollen“, so Tabeschs Diagnose. Bekämpfen will er das mit einer „positiven Vision für Europa“.

Das Ziel: Erstwähler begeistern

Das Ziel: Erstwähler begeistern

Seine Zielgruppe: Erstwähler. Rund 5 Millionen davon sind am 9. Juni in Deutschland zur Wahl aufgerufen - erstmalig dürfen auch 16- und 17-Jährige ihre Stimme abgeben.

Milad Tabesch (2.v.r.) hat das Projekt „Ruhrpott für Europa“ gegründet, um mit Schulworkshops und Diskussionsformaten junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund für Demokratie und politische Mitbestimmung zu begeistern.

Tabesch und sein Team setzen mit ihrer europafreundlichen Initiative neben Social-Media-Präsenz vor allem auf den direkten Austausch. In mehrstündigen Schulworkshops versuchen sie Brücken zu bauen: Von der eigenen Biografie im von Zuwanderungsgeschichten geprägten Pott zu einem in Vielfalt geeinten Europa.

Ein Mini-Europa im Ruhrpott

Ein Mini-Europa im Ruhrpott

Mehr als 500 junge Leute haben sie in ihren Klassen besucht, mit spielerischen Ansätzen für Europa geworben - bis zur Europawahl sollen es mindestens noch einmal so viele werden.

„Der Ruhrpott ist ein Mini-Europa“, sagt er den Schülern. Die Vielfalt, die man hier als Realität erlebe, ist für ihn die Blaupause für das Europa, für das er begeistern will.

Die Politikwissenschaftlerin Ana Alba Schmidt erläutert: Junge Wähler mit politischer Bildung gut zu erreichen. Studien zufolge stagniert die Zahl derjenigen, die angeben, nicht an der Wahl teilnehmen zu wollen, in der jungen Altersgruppe bei etwa 10 Prozent - und liegt damit sogar niedriger als in anderen Altersgruppen.

Expertin: Viele stellen Problemlösungskompetenz von Parteien in Frage. Studien zeigen regelmäßig, dass das Bild der politikverdrossenen, desinteressierten Jugend irreführend sei: Tatsächlich sind Jugendliche überdurchschnittlich positiv zur Demokratie eingestellt.

„Sorgen bereiten muss uns, dass ein wachsender Anteil junger Leute die Problemlösungskompetenz der Parteien in Frage stellt“, sagt sie und verweist etwa auf eine in diesem Frühjahr von der Konrad-Adenauer-Stiftung veröffentlichte Befragung von 16- bis 22-Jährigen.

Den Unsicherheiten etwas entgegensetzen - und zwar ohne erhobenen Zeigefinger, das wollen Tabesch und seine Mitstreiter. „Natürlich gibt es in der EU vieles, was verbessert werden muss, aber das kommt im nächsten Schritt. Erst einmal müssen wir für die Idee Europa begeistern und den Kids zeigen, was das alles mit ihnen zu tun hat“, sagt er.

In der 11. Jahrgangsstufe des Bochumer Louis-Baare-Berufskollegs stehen die Chancen, dass seine Botschaft verfängt, nicht schlecht. Die Schülerinnen und Schüler sind bis zur letzten Minute des knapp dreistündigen Workshops aufmerksam bei der Sache.

Bis zur Wahl am 9. Juni will das Team von „Ruhrpott für Europa“ noch möglichst viele Schüler und Schülerinnen mobilisieren, ihre Stimme für ein demokratisches Europa einzubringen.

Dirk Werner

Als Redaktionsleiter von Real Raw News habe ich eine umfangreiche Erfahrung im Journalismus gesammelt. Mit einem starken Fokus auf nationale Nachrichten in Deutschland decke ich als digitaler Generalist Themen wie Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuelle Ereignisse ab. Mein Ziel ist es, unseren Lesern stets fundierte und relevante Informationen zu liefern und sie mit spannenden Geschichten zu begeistern. Mit meiner langjährigen Expertise in der Branche stehe ich für eine professionelle und qualitativ hochwertige Berichterstattung.

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