Einsame Stunden: Drei von zehn Menschen fühlen sich laut Studie regelmäßig allein (Frauen haben am stärksten ein Gefühl der Einsamkeit)

Die Einsamkeit ist ein Thema, das viele Menschen betrifft. Laut einer aktuellen Studie fühlen sich drei von zehn Menschen regelmäßig allein. Dieser Befund ist besorgt stellend, da Einsamkeit negative Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit haben kann. Eine auffällige Erkenntnis der Studie ist, dass Frauen am stärksten von Einsamkeit betroffen sind. Es ist wichtig, diesem Phänomen Aufmerksamkeit zu schenken und Maßnahmen zu ergreifen, um Menschen aus ihrer sozialen Isolation zu holen.

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Einsame Stunden: Drei von zehn Menschen fühlen sich laut Studie regelmäßig allein

Die Einsamkeit von Menschen im jungen und mittleren Alter ist im Vergleich zu früheren Jahren erheblich angestiegen. Das geht aus einer neuen Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) hervor. Demnach fühlt sich heute jeder Dritte zwischen 18 und 53 Jahren zumindest teilweise einsam. 17 Prozent seien sogar sehr einsam.

Einsamkeit im Jugendalter: Studie warnt vor neuem Trend

Einsamkeit im Jugendalter: Studie warnt vor neuem Trend

Bei den jungen Erwachsenen unter 30 Jahren gaben mehr als 44 Prozent an, sich zumindest zeitweise allein zu fühlen. Die Untersuchung basiert auf mehreren Datensätzen und betrachtet die Zeitspanne von 2005 bis zum Winter 2022/2023. Die hohen Einsamkeitswerte in den jungen Altersgruppen sind laut Studie ein relativ neues Phänomen, das erst seit der Coronapandemie an Bedeutung gewonnen hat.

So habe von 2005 bis 2017 der Anteil der Einsamen im jungen und mittleren Erwachsenenalter recht stabil zwischen 14 und 17 Prozent gelegen. Mit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 stieg er sprunghaft auf knapp 41 Prozent an, ein Jahr später lag er sogar bei knapp 50 Prozent.

„Spätestens seit der Coronapandemie ist sichtbar geworden, dass auch viele jüngere Menschen unter Einsamkeit leiden, selbst wenn sie nicht alleine leben“, erklärte die Soziologin Sabine Diabaté vom BiB, Mitautorin der Studie.

Einsamkeit in Deutschland: Studie legt offen, dass Frauen am stärksten von Einsamkeit betroffen sind

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Wer besonders häufig einsam ist?

Überdurchschnittlich häufig fühlen sich Menschen mit niedrigerer Bildung und schlechtem Gesundheitszustand einsam. Auch allein in einer Wohnung lebende haben verglichen mit Paarhaushalten eine mehr als doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, sich einsam zu fühlen. Weitere Risikofaktoren für Einsamkeit sind laut der Studie Erwerbslosigkeit – und eine ausländische Staatsangehörigkeit.

Die Forscher begründeten das bei der Vorstellung der Ergebnisse damit, dass Menschen mit einer anderen Staatsangehörigkeit als der Deutschen häufig noch nicht so lange im Land seien und deshalb nicht über ein soziales Netz verfügten.

Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Die Forscher trennen in der Studie zwischen sozialer und emotionaler Einsamkeit. Als sozial einsam gelten Menschen, die mit ihrem sozialen Umfeld unzufrieden sind und sich nicht unterstützt sehen. Bei emotionaler Einsamkeit geht es hingegen um eine gefühlte Distanz, hier können auch Personen mit einem großen sozialen Umfeld betroffen sein.

Die Analysen zeigen, dass soziale Einsamkeit (39 Prozent) häufiger vorkommt als emotionale (29 Prozent). „Vor allem Frauen beklagen eher eine emotionale Einsamkeit, während Männer häufiger sozial einsam sind“, sagte Diabaté.

Sozialverband sieht Politik in der Pflicht

Die Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland (SoVD), Michaela Engelmeier, bezeichnete die Ergebnisse als besorgniserregend. Sie würden „die wachsende gesellschaftliche Herausforderung durch Einsamkeit“ unterstreichen. Zugleich sprach sie sich für ein stärkeres Engagement der Politik aus.

Die Studienautoren sehen Gesellschaft und Politik in der Pflicht. Neben einem stärkeren Bewusstsein brauche es niedrigschwellige Hilfsangebote, beispielsweise in Ausbildungsstätten, Vereinen oder von Ärzten und Behörden.

Gelingt es nicht, die Einsamkeit zu bekämpfen, könne das für die gesamte Gesellschaft gefährlich werden: Eine zunehmende Einsamkeit in der Bevölkerung könne „auch ein Risiko für die Demokratie bedeuten, weil sie den inneren, sozialen Zusammenhalt gefährden kann“, warnte Martin Bujard, Forschungsdirektor am BiB.

Familienministerin Paus stellt Einsamkeitsbarometer vor

Die Politik zeigte sich alarmiert. „Diese Zahlen sind erschreckend hoch und machen den großen Handlungsbedarf deutlich“, sagte Arndt Klocke (Grüne), Mitglied im NRW-Landtag und in seiner Fraktion Sprecher für mentale Gesundheit.

„Das Thema gehört in die Mitte der Gesellschaft – wir müssen es aus der Tabuzone holen“, sagte der in Köln lebende Politiker.

Bereits an diesem Donnerstag will Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) das sogenannte Einsamkeitsbarometer vorstellen. In NRW wiederum lädt Ministerpräsident Henrik Wüst (CDU) Anfang Juni zur Einsamkeitskonferenz in die Staatskanzlei.

„NRW ist ein bundesweiter Vorreiter bei der Einsamkeitsbekämpfung, auch wenn noch viel zu tun bleibt“, betonte Klocke.

Heike Becker

Ich bin Heike, Journalistin bei Real Raw News, einer digitalen Generalistenzeitung mit Fokus auf nationalen Nachrichten in Deutschland. Bei uns dreht sich alles um Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuelle Nachrichten. Meine Leidenschaft gilt dem Schreiben und der Berichterstattung über relevante Themen, die unsere Leserinnen und Leser interessieren. Mit fundierten Recherchen und einem kritischen Blick auf aktuelle Geschehnisse möchte ich dazu beitragen, dass unsere Leserschaft stets bestens informiert ist und sich eine fundierte Meinung bilden kann.

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