Die Rolle der Frauen in der Geschichte wird oft übersehen oder unterschätzt. Doch die Historikerin Haan möchte dies ändern. In ihrem aktuellen Projekt widmet sie sich der Aufgabe, die frauenbewegte Geschichte sichtbarer zu machen. Durch ihre Arbeit möchte sie die vergessenen Frauen der Geschichte wieder in das Blickfeld rücken und ihre Leistungen und Errungenschaften hervorheben. Die Geschichtsforschung ist ein wichtiger Schritt, um die Frauen in der Geschichte zu rehabilitieren und ihre Beiträge anzuerkennen. Haan ist überzeugt, dass die Geschichte nur dann vollständig ist, wenn auch die Frauen einbezogen werden.
Wie Frauen Geschichte sichtbarer macht
„Jede Stadt ist eine Stadt der Frauen, wenn man die Frauen entdeckt“, sagte Dagmar Hertle, Mitgründerin der Wuppertaler Initiative „Wupperfrauen“, in ihrem Vortrag vor dem Soroptimist Club Haan.
Die promovierte Ärztin und Psychotherapeutin demonstrierte, wie es in Wuppertal gelungen ist, einer immer noch männlich dominierten Geschichtsschreibung weibliche Aspekte entgegenzusetzen.
Frauen stärken ihre Geschichte
Das Konzept, das eine bessere Sichtbarmachung von verdienstvollen Frauen in einer Stadt verfolgt, stieß auf großes Interesse bei dem Haaner Soroptimist Club.
Die Initiative zu dem Vortrag war von Susanne Schaper, seit Anfang des Jahres Programmdirektorin im Haaner Club, ausgegangen.
„Ich hatte Dagmar Hertle auf einem erweiterten Soroptimist-Treffen kennengelernt, war sofort von dem Projekt der Wupperfrauen begeistert und habe sie dann einfach angefragt, ob sie zu uns nach Haan kommen möchte“, sagte Schaper.
Der Soroptimist Club Haan, ein Netzwerk von Frauen, die sich gegenseitig unterstützen sowie sich für Rechte von Frauen und Mädchen in vielfältiger Form engagieren, widmet sich der Gewalt-Prävention.
In Wuppertal, der Geburtsort oder Wirkungsbereich von prominenten Frauen wie Else Lasker-Schüler, Pina Bausch, Rita Süssmuth oder Alice Schwarzer, ist die Sichtbarkeit von Frauen in der Stadtgeschichte bisher noch nicht ausreichend.
Nach Schätzungen von Dagmar Hertle gibt es in Wuppertal lediglich zwölf Straßen, die nach Frauen benannt sind.
Die Initiative „Wuppertal ist weiblich“ will gegen diese Art der lokalen Unterrepräsentierung angehen.
Das Projekt umfasst nicht nur die Benennung von Straßen nach Frauen, sondern auch die Schaffung von Frauen-Stadtplänen, Hinweistafeln an Wohnhäusern und einer Webseite, die über die Biographien der jeweiligen Frauen informiert.
„Rund 100 Frauen haben wir für Wuppertal ausgewählt, etwas über 60 haben wir mit viel Netzwerk-Archivarbeit bereits bearbeitet“, so Hertle.
Die Biografien der Frauen, die sich künstlerisch, sozial oder politisch engagiert hatten, sind durchweg spannend.
Ein Beispiel ist Cläre (Klara) Tisch, die bei Professor Joseph Alois Schumpeter studiert und promoviert hatte, jedoch wegen ihrer jüdischen Abstammung 1934 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn mit Arbeitsverbot belegt wurde.
Ein weiteres Beispiel ist Regina Bruce, die 1900 im Wuppertaler Rex-Kino geboren wurde und später Präsidentin des Roten Kreuzes in Togo wurde.
Diese starken Frauen haben etwas bewirkt und verdienen es, bekannt gemacht zu werden.
Die Frauenbewegung hat eine besondere Bedeutung für die Frauenrechte und die Pionierin Helene Stöcker, die 1869 geboren wurde und sich für Frauenrechte, Sexualreform und die Abschaffung des Abtreibungsverbots einsetzte.
„Wir sind heute noch nicht da, wo Helene Stöcker vor 100 Jahren schon hin wollte“, erklärte Dagmar Hertle.
Schreibe einen Kommentar