IG Metall: Thyssenkrupp stellt Stahlproduktion ein, ein Top-Manager tritt zurück
Die Thyssenkrupp AG hat in einem überraschenden Schritt bekannt gegeben, dass sie ihre Stahlproduktion einstellen wird. Diese Entscheidung wird weitreichende Folgen für die Arbeitsplätze und die gesamte Stahlindustrie haben. Gleichzeitig gibt es personelle Konsequenzen: Ein Top-Manager des Unternehmens hat seinen Rücktritt bekannt gegeben. Die IG Metall, die Gewerkschaft der Metall- und Elektroindustrie, reagiert mit großem Unbehagen auf diese Entwicklung und fordert eine umfassende Strukturreform des Unternehmens. In den kommenden Tagen werden sich die Folgen dieser Entscheidung zeigen.
Thyssenkrupp-Stahlkrise: IG Metall warnt vor Weg in den sicheren Tod
Die Gräben zwischen Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez und der IG Metall werden immer tiefer. In einem Flugblatt wirft die Gewerkschaft Lopez vor, ein falsches Spiel zu treiben. „Es herrscht wilder Aktionismus, um den Stahlbereich in die Eigenständigkeit zu schicken“, sagte Jürgen Kerner, Vizechef der IG Metall. „Das wird auf unseren erbitterten Widerstand stoßen.“
Auch der Betriebsrat ist sauer: „Wir wollen wissen, ob Daniel Kretinsky an uns oder mit uns Geld verdienen will“, sagte Betriebsratschef Tekin Nasikkol. Er forderte mehr Sorgfalt beim Verkauf von 20 Prozent des Stahls an den Milliardär.
Thyssenkrupp-Stahlkrise: IG Metall kritisiert Plan zur Verselbstständigung der Stahlsparte
Die Gewerkschaft kritisiert, dass damit der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zwischen Mutter und Stahltochter vor dem Aus stehe: „Das heißt im Klartext: Die AG löst sich von der Stahlsparte.“ Völlig unklar sei, wie dann die Milliardenkosten finanziert würden: „Allein die Kosten für den Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen bei einer Restrukturierung belaufen sich auf mindestens eine Milliarde Euro. Dazu kommen weitere Aufwände für eine finanzielle Ausstattung der Stahl AG, die sie auf Augenhöhe mit dem Wettbewerb bringt.“
Die IG Metall mahnte: „Eine Verselbstständigung ohne diese Ausstattung wäre der Weg in den sicheren Tod.“ Lopez treibe ein falsches Spiel.
Der Konzern sah sich zu einer Klarstellung genötigt: „Die angestrebte 20-Prozent-Beteiligung hat keine Auswirkungen auf die Finanzlage der Stahlsparte.“ Zielsetzung bleibe es, „dass sich das Stahlsegment, das seit Jahren Verluste schreibt, aus eigener operativer Kraft finanziert und die Kapitalmarktfähigkeit weiter verbessert“. Auch nach vollzogener Beteiligung werde das Stahlgeschäft „vorerst weiter seitens Thyssenkrupp finanziert“.
Wenn dann aus der 20-Prozent-Beteiligung von Kretinsky wie geplant eine 50-Prozent-Beteiligung wird, sieht es aber anders aus: „Für den Fall eines 50/50-Joint Venture wird eine eigenständige Finanzierung mit unterstützenden Beiträgen beider Partner angestrebt“, so der Konzern-Sprecher.
Thyssenkrupp könnte die Zerschlagung drohen. Basis dafür soll der neue Businessplan sein, über den der Stahl-Aufsichtsrat am Mittwoch beriet. Dieser sieht vor, dass die Stahlerzeugungskapazitäten in Duisburg um 25 Prozent gesenkt werden. Tausende Stellen könnten deshalb wegfallen, eine genaue Zahl nennt der Konzern noch nicht.
Dem Technologievorstand der Stahltochter, Arnd Köfler, reicht es. Er werde das Unternehmen aus persönlichen Gründen und einvernehmlich zum 30. Juni verlassen, teilte Steel am Mittwochabend mit. Köfler ist ausgerechnet für den grünen Umbau und die klimafreundliche Stahlproduktion zuständig, für die Bund und Land zwei Milliarden Euro geben. Nachfolger wird der Geschäftsführer der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM), Dennis Grimm. Zuvor hatte der Chef der Tochter Material Services in den Sack gehauen. Der Braindrain bei Thyssenkrupp geht also weiter.
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