In Nettetal präsentiert die alte Fabrik Werke von Raffaele Horstmann
Die Stadt Nettetal ist bekannt für ihre reiche Industriegeschichte und ihre vielfältigen kulturellen Angebote. Vom 10. Juni bis 31. Juli wird die alte Fabrik in Nettetal zum Austragungsort einer besonderen Ausstellung. Die Werke des Künstlers Raffaele Horstmann werden in dieser ehemaligen Industrieanlage präsentiert. Die Ausstellung bietet eine einzigartige Gelegenheit, die Arbeiten des Künstlers in einem eindrucksvollen Ambiente zu erleben. Die alte Fabrik selbst wird zum integralen Bestandteil der Ausstellung, indem sie die Werke von Horstmann in einem spannenden Dialog mit der Architektur des Gebäudes präsentiert.
Eröffnung einer Ausstellung: In Nettetal präsentiert die alte Fabrik Werke von Raffaele Horstmann
Die Alte Fabrik ist für den Kölner Künstler Raffaele Horstmann ein ganz besonderer Ort. Aus einem Foto-Internet-Forum kennen sich Nicole Terstappen und Raffaele Horstmann schon seit 20 Jahren. Terstappen wollte den Fotografen schon als Jugendlichen in die Expo in der „alten“ Alten Fabrik einladen. Zehn Jahre lang hat es nie geklappt, 2015 dann kam er nach Nettetal. Bis dahin waren sich beide noch nie persönlich begegnet.
Das erste Treffen dauerte mehrere Stunden. Später entstand im leeren Gebäude eine erste Foto-Serie. Ein Team von zehn Leuten wohnte für kurze Zeit in den Räumen der Alten Post. Die Serie, die 2015/16 entstand, ist auch jetzt wieder zu sehen.
Am Samstag um 20 Uhr eröffnet Nicole Terstappen eine erste Einzelausstellung mit Fotografien und Textbildern von Horstmann in der Alten Fabrik. Dafür konnte sich der heute 34-jährige Künstler mit seinen Werken auf der gesamten Erdgeschossetage ausbreiten. Was auf den oberflächlichen Blick wie eine Gruppenausstellung aussieht, stammt ausschließlich von Raffaele Horstmann.
Es sind höchst unterschiedliche Werke, in der Hauptsache Fotografien, in Schwarzweiß oder Farbe, kleine wie große Formate. Aber es steckt immer ein ausgeklügeltes oder phantasievolles Konzept des Künstlers dahinter. Manches inszenierte Studiomotiv erfordert an Kostümierung und Styling enormen Aufwand, andere werden am Computer in 50 Arbeitsschritten generiert, wiederum andere, eher spontan gefundene Reisemotive verdanken ihre teilweise Unschärfe einem uralten Teleobjektiv.
Raffaele Horstmann präsentiert seine Werke in der alten Fabrik in Nettetal
Auch bei seinen neuen Textbildern geht er ähnlich konzeptionell vor. Mit einer alten Carina II-Schreibmaschine tippt er Teile von Textnachrichten ab, die er über Whatsapp erhalten hat. Völlig aus dem Zusammenhang gerissen ist dann zu lesen „auch der weiße Hengst oder nur das Pferd“, „regenwolkenmoji“ oder „Gesicht ist ausverkauft“.
Auch die Hängung fordert Augen und Kniee heraus. Das stärkste Beispiel für seinen traumwandlerischen Denkzirkus sind die groß auf Lkw-Planen gedruckten Fotoserien im Saal. Die wie Theaterstücke inszenierten Fotos illustrieren den gesellschaftlichen Spalt zwischen erfüllender Harmonie und verwirrender Heterogenität: „Mensch, Gesellschaft und Natur kämpfen unüberwindbar gegen sich selbst“, sagt Raffaele Horstmann
Dann hatte er „die Schnauze voll“, Fotos mit einem Stab aus 75 Leuten zu inszenieren. Er reiste auf eine Insel im Süden - welche lässt er offen - und liefert Bilder der Stille ohne Sonne und Schatten ab. Absolut sehenswert.
Vernissage und Künstlergespräch am Samstag, 18. Mai, 20 Uhr. Am Sonntag von 12 bis 16 Uhr geöffnet. Alte Fabrik, Venloer Straße 38.
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