NRW: Polizei fehlen Mittel gegen illegales Glücksspiel (LKA)

Rekord-Jahresgewinn eines illegalen Automaten in NRW

Seit Jahren gehen die nordrhein-westfälischen Sicherheitsbehörden mit Razzien gegen kriminelle Clans und deren Geschäfte mit illegalen Glücksspielautomaten vor. Wie wichtig das ist, zeigt nun der entsprechende Abschlussbericht des Landeskriminalamts (LKA), in den unsere Redaktion Einblick hat.

Woran es der Polizei konkret fehlt

Daraus geht hervor, dass dem Staat durch illegales Glückspiel jährlich ein hoher finanzieller Schaden in Millionenhöhe entsteht. Gleichzeitig kommt der Bericht aber auch zu dem Schluss, dass es der Polizei an Ausstattung und fachlicher Expertise fehlt, um dieses Kriminalitätsfeld effektiver bekämpfen zu können.

Schwerpunkt ist das Ruhrgebiet, das als ein Schwerpunkt der Clankriminalität in NRW gilt. Dort geht die Polizei seit Jahren gegen diese Strukturen vor und stellt immer wieder illegale Automaten sicher.

So fehle es an geschultem Personal im Wach- und Wechseldienst der Polizei sowie in der Kriminalpolizei samt Kriminaltechnik. Grundsätzlich mangele es an Geldzählmaschinen, Automatenauslesegeräten und Lagermöglichkeiten für sichergestellte Automaten.

Die Polizeikräfte seien nicht hinreichend sensibilisiert, um im alltäglichen Einsatz manipulierte Geräte zu erkennen; Fachdienststellen gebe es nicht. „Die erforderliche technische Ausstattung ist nicht vorhanden“, heißt es in der Strukturanalyse.

Handzettel für die Kreispolizeibehörden

Das Landesinnenministerium teilte mit, dass grundsätzlich alle Polizisten in NRW Fortbildungs- und Informationsmöglichkeiten zu dem Thema hätten. Es gebe mehrtägige Veranstaltungen. Darüber hinaus werde gerade an einem Schulungsvideo zu dem Thema gearbeitet, und durch das LKA seien allen Kreispolizeibehörden entsprechende Handzettel zur Verfügung gestellt worden.

Tausende Euro monatliche Einnahmen pro manipuliertem Automat

Der Abschlussbericht des LKA kommt zu dem Ergebnis, dass es sich bei den Vergehen mit Glücksspielautomaten nicht um Einzelstraftaten, sondern grundsätzlich um strukturelle und organisierte Kriminalität handelt. Der Markt wird als äußerst attraktiv und lukrativ für die Aufsteller manipulierter Geräte bewertet.

Pro Automat ließen sich monatliche Einnahmen von mehreren Tausend Euro erzielen. Wie gefährlich illegales Glücksspiel für die Spieler ist, hat der Verein für Spielsucht bei einem Experiment gezeigt.

Wer wohl hinter dem illegalen Betrieb steckt

Der illegale Betrieb sei vermutlich über Großaufsteller organisiert, heißt es weiter, die als Geschäftsführer über ein Netzwerk von Strohleuten verfügten und gegenüber den Behörden nicht in Erscheinung träten.

So lasse sich der größtmögliche Profit abschöpfen, ohne Gefahr zu laufen, ins Visier der Strafverfolgungsbehörden zu geraten. Als mutmaßliche Täter sind bislang nicht nur kriminelle Angehörige arabischer Clans ermittelt worden; nach Angaben des Berichts gehen Experten vielmehr davon aus, dass regional unterschiedliche Gruppen aktiv sind, die den Markt unter sich aufteilen. Dazu zählten auch Rocker.

Das sagt Innenminister Reul dazu

„Dass kriminelle Clanmitglieder durch illegales Glücksspiel Steuern hinterziehen und sich so ihr Luxusleben finanzieren, ist mir ein Dorn im Auge“, sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) unserer Redaktion.

„Unsere Sicherheitsbehörden vernetzen sich mehr und mehr, um entschieden dagegen vorzugehen. Gemeinsame Kontrollen von Steuerfahndung, Zoll, Kommune und Polizei sind effektiv und führen neben dem Aufdecken von Verstößen auch zu wichtigen Erkenntnissen über die verflochtenen Strukturen der Clankriminalität“, so Reul weiter.