Warum der Trend zu Öko abflacht - trotz steigender Anzahl an Bio-Bauern

Warum der Trend zu Öko abflacht - trotz steigender Anzahl an Bio-Bauern

Die Entwicklung des Öko-Trends in Deutschland wirft Fragen auf, da trotz einer steigenden Anzahl an Bio-Bauern der Trend zu Öko abzuschwächen scheint. Experten zufolge könnte dies auf eine Sättigung des Marktes sowie auf Preisunterschiede zwischen konventionellen und biologischen Produkten zurückzuführen sein. Zwar steigt das Bewusstsein der Verbraucher für nachhaltige und umweltfreundliche Produkte, jedoch spielen auch ökonomische Faktoren eine entscheidende Rolle. Die Herausforderung liegt darin, den Öko-Landbau attraktiver und wettbewerbsfähiger zu gestalten, um den Trend wieder anzukurbeln und so einen nachhaltigen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.

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ÖkoTrend verlangsamt sich trotz Rekordzahl an BioBauern in Deutschland

Im Jahr 2023 gab es laut Statistischem Bundesamt so viele Ökobauern in Deutschland wie noch nie. Demnach haben elf Prozent der Betriebe ökologischen Landbau betrieben, zwölf Prozent ökologische Tierhaltung. In Zahlen sind das 28.700 Betriebe im Landbau und 19.190 bei der Viehhaltung, die bei der Agrarstrukturerhebung 2023 erfasst wurden. Auch in Nordrhein-Westfalen setzten im vergangenen Jahr mehr Bauern auf Öko: Im Landbau waren es erstmals mehr als 2000 Betriebe, genau 2020, bei der Viehhaltung etwa 1600. Damit liegt das Land allerdings unter dem Bundesschnitt: Nur 6,1 Prozent der Landwirtschaft und 6,8 Prozent der Viehhaltung sind ökologisch. Im Langzeitvergleich zeigt sich zudem: Der Anstieg bei der Zahl der Öko-Betriebe flacht ab. Anders als zwischen den vorherigen Erhebungen 2013, 2016 und 2020 stieg sie langsamer. Einer vorläufigen Schätzung des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) zufolge ging die Zahl der Ökobauern 2023 im Vergleich zum Vorjahr sogar etwas zurück: Der Verband schätzt die Zahl der Betriebe für Ende 2023 auf 36.536, im Vorjahr waren es noch 36.912. Die unterschiedliche Trendbeobachtung kommt hier unter anderem durch den Erhebungszeitraum zustande: Im Vergleich zu 2020 – das Jahr, mit dem auch das Statistische Bundesamt rechnet – ist die Zahl der Ökobauern auch in den Statistiken des BÖLW gestiegen. Diese insgesamt höheren Zahlen hat die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) errechnet, indem sie auch kleinere Betriebe mitzählt, die das Statistische Bundesamt nicht einbezieht. Denn die Agrarstrukturerhebung erfasst nur Betriebe, die unter anderem eine bestimmte Größe haben: Mehr als fünf Hektar müssen landwirtschaftlich genutzt werden, bei der Viehhaltung sind zum Beispiel mindestens zehn Rinder oder 50 Schweine zu halten.

Anstieg der Ökobauern flacht ab: Warum der Markt stagniert

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Gutes Fleisch, böses Fleisch? Neben dem Angebot müsse sich aber auch die Nachfrage ändern, die Rolle der Verbraucher sei hier nicht zu unterschätzen. „Die Bereitschaft, höhere Preise zu zahlen muss gegeben sein, um Landwirten auch die Gewissheit zu verschaffen, dass ihre Produkte genügend Käufer finden“, sagt Kühnreich vom RLV. Derzeit sei diese Gewissheit nur durch Förderprämien sichergestellt. Bei der ökologischen Viehhaltung zeigen sich je nach Tierart große Unterschiede. Während bundesweit neun Prozent der Rinder ökologisch gehalten werden, sind es bei Hühnern nur sieben Prozent. Schlusslicht ist die Schweinehaltung: Nur ein Prozent aller gehaltenen Schweine lebt in einem Öko-Betrieb. Dass es gerade bei Schweinen unterdurchschnittlich viele Ökobetriebe gibt, ist für Brigitte Wenzel, Referentin beim RLV nicht verwunderlich: „Schweinefleisch ist nach wie vor am stärksten nachgefragt. Es ist ein hochwertiges Lebensmittel zu relativ erschwinglichen Preisen. Das ist ein Markt, wo den Kunden Bio nicht so wichtig ist.“

ÖkoLandbau in Deutschland: Zahlen zeigen rückläufigen Trend

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Dass der grundsätzlich positive Trend derzeit kaum voranschreitet, begründen Bauern- und Ökoverbände vor allem mit der Wirtschaftslage. „Unruhige Zeiten, in denen die Märkte oder auch der Förderrahmen im Umbruch sind, sind meist Zeiten mit geringerer Umstellung. So ist es auch gerade“, sagt Peter Röhrig, Geschäftsführender Vorstand des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft. Nach einem Boom in den Pandemie-Jahren sind Öko-Produkte derzeit weniger nachgefragt, viele Kunden sparen bei Lebensmitteln und greifen zu den günstigeren, konventionell erzeugten Waren. Insgesamt sei der wirtschaftliche Anreiz für die Umstellung auf den Ökobetrieb derzeit gering, sagt auch Simone Kühnreich, Sprecherin des Rheinischen Landwirtschaftsverbands (RLV). Eine als zu gering empfundene Absatzsicherheit und der geringe Preisabstand zu konventionell erzeugten Produkten würden wenig zur Umstellung motivieren.

Dirk Werner

Als Redaktionsleiter von Real Raw News habe ich eine umfangreiche Erfahrung im Journalismus gesammelt. Mit einem starken Fokus auf nationale Nachrichten in Deutschland decke ich als digitaler Generalist Themen wie Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuelle Ereignisse ab. Mein Ziel ist es, unseren Lesern stets fundierte und relevante Informationen zu liefern und sie mit spannenden Geschichten zu begeistern. Mit meiner langjährigen Expertise in der Branche stehe ich für eine professionelle und qualitativ hochwertige Berichterstattung.

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