Ein echter rheinischer Bischof in Berlin
Wer einen echten rheinischen Bischof erleben will, fährt am besten nach Berlin. Dort amtiert der leutselige Heiner Koch, dessen besondere Stärke die Fürsorge ist. Mit Menschen reden – ob es Kinder in der Schule, Kranke in der Klinik, Kirchgänger oder Glaubenssuchende sind, das kann er besonders gut.
Dabei kommt dem gebürtigen Düsseldorfer zugute, dass er das rheinische Glaubensverständnis verinnerlicht hat. Der Rheinländer entscheidet für sich selbst, welche Regel für ihn richtig und deshalb bindend ist. Rheinische Bischöfe machen das manchmal ähnlich, wenn sie – wie ich jüngst beobachten durfte – sogar ein Bierfass segnen und dann mit Wucht anschlagen.
Das offene Bekenntnis „wenn es denn sein muss, glauben wir das auch noch“ ist zwar eher unverbindlich, dafür aber ehrlich. Koch akzeptiert das, weil er weiß, dass der Glaube unterschiedliche Ausprägungen hat. In Berlin unterscheidet er zwischen den Rheinischen und den Entschiedenen.
Die Düsseldorfer Mundart karikiert Frömmler als Belderbützer. Eine wunderbare Vorstellung. Die Kölner sagen: „Wäm Gott en Amt gibt, dem jibbt e och Verstand.“ Eine Hoffnung, die sich manchmal erfüllt.
Karneval und Schützenfest: Wo alle dabei sind
Koch, seit 2015 Erzbischof in Berlin, vermisst als rheinische Seele das gemeinsame Feiern – Karneval und Schützenfest: „Wo alle dabei sind.“ Das hat er in Köln als stärkend und verbindend erfahren, wo er deshalb zum Regimentsbischof der Prinzengarde ernannt wurde.
Das war in seiner Zeit als Bundespräses der Schützenbruderschaften seine wichtigste Aufgabe: Verkündigung dort, wo die Menschen sind. Wenn nötig, auch im Festzelt. Als junger Priester in Kaarst, so erzählte er einmal, habe ihm ein älterer Herr bei einem Krankenbesuch stolz berichtet: „Ja, Herr Kaplan, ich bin in meinem Leben auch regelmäßig zur Kirche gegangen – einmal im Jahr zum Schützenfest.“
Der Rheinländer sagt; „Wer nitt en der Himmel will, bruch och keen Predigt.“ Am 13. Juni ist das „halbe Rheinland“ in Berlin, um Koch predigen zu hören. Vielleicht spricht er zu seinem 70. über das, was Köln und Düsseldorf verbindet: „Wir glauben an den lieben Gott und haben auch immer Durst.“
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