Ausstellung Das Grundgesetz - 70 Jahre Bundesrepublik Deutschland im Kreisarchiv Viersen eröffnet

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Ausstellung Das Grundgesetz - 70 Jahre Bundesrepublik Deutschland im Kreisarchiv Viersen eröffnet

Am 24. Mai 2022 wurde im Kreisarchiv Viersen die Ausstellung Das Grundgesetz - 70 Jahre Bundesrepublik Deutschland eröffnet. Diese groß angelegte Ausstellung widmet sich dem 70. Geburtstag der Bundesrepublik Deutschland und präsentiert die Geschichte und Entwicklung des deutschen Grundgesetzes. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Grundrechte und -freiheiten, die die Grundlage unserer demokratischen Gesellschaft bilden. Besucher können sich auf eine interaktive Reise durch die deutsche Geschichte begeben und erfahren, wie das Grundgesetz unsere Gesellschaft geprägt hat. Die Ausstellung bleibt bis zum 31. Oktober 2022 im Kreisarchiv Viersen zu sehen.

75 Jahre Bundesrepublik: Ausstellung Das Grundgesetz im Kreisarchiv Viersen eröffnet

Heute kaum vorstellbar: Im Jahr 1951 beschloss der Viersener Stadtrat einstimmig eine Resolution, die dazu aufforderte, den Film „Die Sünderin“ in Viersen nicht aufzuführen. Aber im Unterschied zur NS-Zeit konnte es nicht mehr verboten werden, den Film zu zeigen. „Die Sünderin“ von Willi Forst sorgt nicht nur wegen einer kurzen Nacktszene von Hildegard Knef als Aktmodell eines Malers für Aufregung, für langanhaltende Diskussionen vor allem in kirchlichen Kreisen sorgten die Themen Prostitution und Sterbehilfe.

Das Filmplakat in der Ausstellung im Kreisarchiv unterstreicht einmal wieder, dass gesellschaftliche Konventionen oft wirkungsvoller sind als reglementierende Gesetze.

Demokratie im Fokus: Ausstellung 75 Jahre Grundgesetz im Kreisarchiv Viersen eröffnet

Demokratie im Fokus: Ausstellung 75 Jahre Grundgesetz im Kreisarchiv Viersen eröffnet

Am Donnerstag stellte das Kreisarchiv seine Ausstellung „75 Jahre Grundgesetz“ in der Vorhalle vor. Am Freitag, 24. Mai, ist sie von 13.30 bis 17 Uhr Teil der „Demokratiekonferenz“ mit Musik, Streetfood, Graffiti-Workshop und einer Podiumsdiskussion. Es geht um die Frage: „Das Grundgesetz wird 75 Jahre alt. Und was hat das mit dir zu tun?“

Der Kreis beteiligt sich seit Jahren an der bundesweiten Aktion „Demokratie leben“, berichtet Kreisdirektor Ingo Schabrich.

Info Demokratiekonferenz: „Lass ma reden“ Rund um das Kreisarchiv am Ransberg 41 in Dülken wird am Freitag, 24. Mai, von 13.30 bis 17 Uhr eine Demokratiekonferenz veranstaltet. Für die Besucher gibt es Livemusik, Streetfood, einen Graffiti-Workshop und eine Podiumsdiskussion. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist erforderlich, online über www.kreis-viersen-vhs.de.

Für die Ausstellung hat sich das Archiv, so Leiter Michael Habersack, auf drei Grundrechte konzentriert: §2 Freiheitsrechte, §5 Meinungsfreiheit und §12 Berufswahlfreiheit.

Vier Jahre nach der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht wird am 23. Mai 1949 ein Grundgesetz verkündet. Es war vom Parlamentarischen Rat der Länder als ein Provisorium gedacht und nicht Verfassung, sondern Grundgesetz genannt. Auch ließ man damals das Volk nicht darüber abstimmen. Das Grundgesetz orientierte sich an der Weimarer Verfassung von 1919 und der Paulskirchenverfassung von 1849. Aber erstmals konnte der Bürger seine Grundrechte beim Staat einklagen. Dafür wurde das Bundesverfassungsgericht geschaffen.

Insgesamt bildet das Grundgesetz einen Kontrapunkt zu einer sehr unfreien Gesellschaft unter dem NS-Regime. Es garantiert auch die körperliche Unversehrtheit. Im Vergleich zu China, Russland und anderen totalitären Ländern nannte Archivleiter Michael Habersack das Grundgesetz „einen Schatz für die deutsche Gesellschaft“.

In der Vorbereitung dieser Ausstellung interessierte die Archivare vor allem, wie das Grundgesetz damals aufgenommen wurde. In der Viersener Ausgabe der Rheinischen Post erschien 1949 eine vierseitige Sonderbeilage mit dem vollen Wortlaut des Grundgesetzes. In den Quellen des Kreisarchivs wurden Dokumente für die Zeit davor und danach gesucht.

Mitarbeiter Marcus Ewers kümmerte sich um die freie Entfaltung der Persönlichkeit. Im 19. Jahrhundert prägte Konformität das gesellschaftliche Miteinander. Erst der Erste Weltkrieg führte zu einem Epochenbruch. Die bisherigen Autoritäten wie Kaiser, Kirche, Militär wurden in Frage gestellt. Es folgten die wilden Zwanziger Jahre, in denen in Kunst, Musik, Mode und Lebensart eine neue Freiheit ausgelebt wurde.

„Flapper“ wurden junge Frauen genannt, die mit Bubikopf und kurzen Röcken ein neues Selbstverständnis an den Tag legten. Nach 1933 verdrängte der NS-Staat solche Individualität mit Anpassung in der Volksgemeinschaft. Doch die neue Freiheit hatte es auch nach 1945 nicht leicht: Der kulturbegeisterte Stadtdirektor Carl Schaub begrüßte noch 1959, dass in Viersen „der Rock’n Rollmystizismus schwach entwickelt“ sei. Und der „Monte Quasilino“ in der Innenstadt, wo sich langhaarige Schüler vom Humanistischen Gymnasium in den Pausen in den 70er Jahren trafen, war den Geschäftsleuten ein Dorn im Auge.

Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Vor 1945 war eine andere Meinung gefährlich: Im Juli 1933 kam es am Humanistischen Gymnasium in Viersen zu einer scharfen polizeilichen Untersuchung, weil einige Schüler bei einem HJ-Aufmarsch keinen deutschen Gruß zeigten. Noch in den 60er Jahren warb die VHS Lobberich für eine Diskussion mit Studenten: „Seien Sie kein Meinungsmuffel“.

Uwe Köhler

Ich bin Uwe, Redakteur bei Real Raw News, einer digitalen Generalistenzeitung mit Schwerpunkt auf nationalen Nachrichten in Deutschland. Bei uns findest du Artikel zu Themen wie Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuellen Nachrichten. Als Teil des Teams von Real Raw News ist es meine Leidenschaft, fundierte und relevante Inhalte für unsere Leser zu erstellen und sie stets über die neuesten Entwicklungen in Deutschland informiert zu halten.

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