Düsseldorf: 1000 Mercedes-Mitarbeiter protestieren gegen Verkauf der Niederlassung

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Düsseldorf: 1000 Mercedes-Mitarbeiter protestieren gegen Verkauf der Niederlassung

In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf haben am gestrigen Tag tausend Mercedes-Mitarbeiter gegen den geplanten Verkauf der Niederlassung protestiert. Die Mitarbeiter der Mercedes-Benz-Niederlassung in Düsseldorf haben sich aufgerufen, um gegen die Pläne des Konzerns zu demonstrieren, die Niederlassung an einen anderen Eigentümer zu veräußern. Die Protestaktion war von den Gewerkschaften organisiert und fand vor dem Werkstor statt. Die Mitarbeiter fürchten um ihre Arbeitsplätze und möchten den Erhalt der Niederlassung erreichen. In den kommenden Tagen werden weitere Protestaktionen und Verhandlungen zwischen den Gewerkschaften und dem Konzern erwartet.

Mercedes-Mitarbeiter protestieren in Düsseldorf gegen Verkauf der Niederlassung

Mercedes-Mitarbeiter protestieren in Düsseldorf gegen Verkauf der Niederlassung

In Autohäusern wurde kein Fahrzeug mit Stern verkauft, im Sprinterwerk stundenlang kein einziger Transporter gebaut – denn dieser Dienstagvormittag stand für die Mercedes-Beschäftigten in und um Düsseldorf ganz im Zeichen des Protests.

Etwas 1000 regionale Mitarbeiter des Autoherstellers trafen sich an der Mercedesstraße in der Landeshauptstadt, um gemeinsam zu demonstrieren. „Dass der Vorstand die Niederlassungen verkaufen will, lässt sich nicht revidieren“, sagte Holger Konrath, Betriebsrat der Mercedes-Niederlassung Rhein-Ruhr. „Aber den Ausgleich dafür müssen wir uns erkämpfen.“

Der Autohersteller hat seine Beschäftigten Anfang des Jahres darüber informiert, den Verkauf der deutschlandweit 25 Niederlassungen zu prüfen. Ein Sprecher sagt: „Wir setzen auf einen konstruktiven Austausch mit der Arbeitnehmerseite – mit dem gemeinsamen Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der Niederlassungen sowie die Zukunftsfähigkeit der regionalen Arbeitsplätze zu sichern.“

Demonstrationszug Richtung Sprinterwerk: Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl auf knapp 1000.

Weil die IG Metall mit dem bisherigen „Austausch“ unzufrieden ist, hatte die Gewerkschaft am Dienstag zu einem bundesweiten Aktionstag an sechs verschiedenen Standorten in Deutschland aufgerufen. In NRW wurde die Landeshauptstadt zum Zentrum des Protests.

Gegen zehn Uhr trafen sich in Düsseldorf laut Polizeischätzungen rund 900 Menschen an der Mercedes-Niederlassung Rhein-Ruhr an der Mercedesstraße. Nach Angaben des Düsseldorfer IG-Metall-Gewerkschaftssekretärs Murat Yaman waren die Teilnehmer mit 25 Reisebussen angereist, er sprach von „fast 1500 Kollegen“. Aus Aachen, Duisburg, Dortmund, Leverkusen, Köln, Remscheid und Solingen.

Bundesweit arbeiten 8000 Menschen für die Autohäuser und Werkstätten von Mercedes, etwa 400 sind es im Stadtgebiet Düsseldorf. Der Autohersteller schrumpft sein Vertriebsnetzwerk in Deutschland bereits seit längerer Zeit. Schon vor knapp zehn Jahren verkaufte der Konzern dutzende konzerneigene Standorte an andere Händler, darunter auch in Krefeld und Mönchengladbach.

Die Beschäftigten haben dabei Anspruch auf einen sogenannten Nachteilsausgleich als Entschädigung. Metin Gürbüz, Betriebsratschef im Mercedes-Sprinterwerk, bei seiner Rede: „Wer einen von uns angreift, greift uns alle an.“

Die entscheidende Frage bei den Verhandlungen über den Verkauf ist: Wie hoch ist der Nachteilsausgleich, den Mercedes seinen Mitarbeitern heutzutage zahlen will? Holger Konrath ist Teil des Gesamtbetriebsrats der Mercedes-Benz Group AG und sitzt mit am Verhandlungstisch. Er berichtete am Rande des Aktionstags, dass die Entschädigung bei dem Verkauf vor zehn Jahren bei etwa 60.000 Euro pro Person gelegen habe. Aktuell aber biete der Mercedes-Vorstand nur 30.000 Euro pro Person an.

Das Unternehmen ließ diese Zahl auf Anfrage unkommentiert und betonte, es gehe nicht nur um Geld, sondern auch um weiche Faktoren wie beispielsweise Kündigungsschutz.

Forderung der Arbeitnehmerseite: 60.000 Euro pro Mitarbeiter – plus 60 Brutto-Monatsgehälter. Vereinfacht gesagt müsste Mercedes also einen durchschnittlichen Beschäftigten mit etwa 300.000 Euro brutto entschädigen. „Das ist völlig realistisch“, sagte Konrath bei der Kundgebung, die am Ende des Protestzugs vor dem Sprinterwerk stattfand. Die Menge jubelte ihm zu.

Ein Sprecher von Mercedes-Benz entgegnet: „Dieser Berechnungsrahmen ist aus Sicht des Unternehmens völlig unrealistisch und nicht nachvollziehbar.“

Bei der Demo am Dienstag zeigte sich, dass die Stimmung der Mercedes-Beschäftigten aufgrund dieser Gemengelage von Unmut und Unsicherheit geprägt ist. „Ich bin Mutter von zwei Kindern und alleinerziehend“, sagte eine Düsseldorferin, die im Autohaus an der Mercedesstraße die Bestellung von Neuwagen abwickelt. „Ich arbeite seit 21 Jahren für Mercedes und wollte eigentlich bis zur Rente treu bleiben. Jetzt aber muss ich befürchten, bei einem möglichen Käufer unserer Niederlassung weniger zu verdienen.“

Ein Mitarbeiter, der Transporter in der Region Düsseldorf verkauft, sagte: Man werde bei einem neuen Arbeitgeber definitiv schlechtere Konditionen bekommen – etwa weniger Urlaub und weniger Provision. Die Wut in der Belegschaft sei groß, auch weil bis Ende 2029 eine Beschäftigungssicherung gilt. Um diese zu bekommen, hätten er und seine Kollegen jahrelang auf Gehalt verzichtet. „Dafür ist jetzt eine hohe Entschädigung angemessen, wir wollen unser Geld zurück.“

Mitarbeiter aus dem Sprinterwerk solidarisieren sich mit den Kollegen der Niederlassung: „Wir sind das ungeliebte Kind der Mercedes-Benz AG“, sagte Holger Konrath bei der Kundgebung. Bei strömendem Regen reihten sich hunderte Mitarbeiter aus dem Werk in die Reihen der Kollegen aus den Niederlassungen ein.

Am 8. und 9. Juli gehen die Verhandlungen über den Nachteilsausgleich bei Mercedes in Stuttgart weiter. Finanziell könne man sich ja in der Mitte treffen, sagten zwei Düsseldorfer Auszubildende des Autokonzerns. Falls nicht, wolle man streiken – um sich eine höhere Entschädigung zu erkämpfen.

Dirk Werner

Als Redaktionsleiter von Real Raw News habe ich eine umfangreiche Erfahrung im Journalismus gesammelt. Mit einem starken Fokus auf nationale Nachrichten in Deutschland decke ich als digitaler Generalist Themen wie Kultur, Wirtschaft, Sport und aktuelle Ereignisse ab. Mein Ziel ist es, unseren Lesern stets fundierte und relevante Informationen zu liefern und sie mit spannenden Geschichten zu begeistern. Mit meiner langjährigen Expertise in der Branche stehe ich für eine professionelle und qualitativ hochwertige Berichterstattung.

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