Jugendliche Straftäter in Heiligenhaus leisten Sozialdienst
In Heiligenhaus haben jugendliche Straftäter eine ungewöhnliche Möglichkeit gefunden, ihre Straftaten wieder gutzumachen. Statt einer herkömmlichen Strafmaßnahme leisten sie Sozialdienst in der Gemeinde. Diese Initiative zielt darauf ab, den jungen Menschen eine Chance zur Resozialisierung zu geben und sie in die Gesellschaft zu integrieren. Durch ihren Einsatz in verschiedenen Projekten wie der Müllsammelaktion oder der Betreuung von Senioren erlernen die Jugendlichen nicht nur Verantwortungsbewusstsein, sondern tragen auch zur Verbesserung des Gemeinwohls bei. Diese innovative Herangehensweise zeigt, dass auch Straftäter durch soziales Engagement einen positiven Beitrag leisten können.
Jugendliche in Heiligenhaus leisten Sozialdienst im Mettmanner Stadtwald
Montagfrüh war noch völlig unklar, was auf sie zukommt. Um 7.20 Uhr saßen sie im Bus nach Mettmann und schauten sich an. „Wo fährst denn Du so früh hin?“ „Sozialstunden leisten.“ „Ich auch.“ Schon waren die beiden mit ihrer Ungewissheit nicht mehr alleine. Nach viereinhalb Tagen Arbeit auf der Minigolf-Anlage am Stadtwald zogen die 16-Jährigen am Freitagmittag diese Bilanz: „Auch wenn es in der Woche oft geregnet hat, war es gut, hier draußen zu arbeiten. Und wir haben was gelernt.“ Sie haben sauber gemacht und Pflaster verlegt, einen Zaun erst von alter Farbe befreit und dann neu gestrichen. Und schließlich Totholz-Stämme als Insektenhotels an dem Zaun befestigt. 14 Jugendliche waren für dieses Frühjahrsprojekts des Vereins „Neue Wege“ vorgesehen. Keine Freiwilligen, sondern Jugendliche, die sich etwas haben zu Schulden kommen lassen. Körperverletzung oder Diebstahl, zum Beispiel. Zum Sozialdienst im Mettmanner Stadtwald waren sie von einem Gericht oder von der Staatsanwaltschaft geschickt worden. 30 Sozialstunden waren zu leisten, Erfahrungen gab es gratis dazu. Das überzeugt nicht jeden Jugendlichen. Sieben von vierzehn kamen am Montag tatsächlich, die übrigen fanden Entschuldigungen.
Jährige ziehen positive Bilanz nach Sozialstunden: Wir haben viel gelernt
„Bei unseren Arbeitsprojekten bekommen die Teilnehmer einen Einblick in die Ausbildungs- und Arbeitswelt“, sagt Manfred Cserni, Jugendgerichtshelfer aus Mettmann. Mögen die Regeln auch anfangs noch so fremd und unbeliebt sein – Handys zum Beispiel dürfen nur in den Pausen genutzt werden – so entsteht doch ein Team. Am Ende sind sie ein bisschen stolz auf das, was sie in dieser Woche geschafft haben. Genau dieser Effekt war mit den „neuen Wegen“ gemeint, nach denen sich der Verein benannt hat. Der Verein „Neue Wege e.V.“ ist eine interkommunale, sich stetig weiter entwickelnde Einrichtung der Städte Mettmann, Haan, Wülfrath, Heiligenhaus und Erkrath. Im Jahr 2007 wurde der Verein von Jugendgerichtshelfern gegründet, die bis dahin Einzelkämpfer in ihren Städten waren, mit lächerlich geringen Budgets.
Engagement für die Jugendlichen
„Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, kommunenunabhängig Bußgelder und Spenden zur Finanzierung von Maßnahmen für gefährdete und straffällig gewordene Kinder, Jugendliche und Heranwachsende zu verwalten, bedarfsorientiert einzusetzen und präventive Maßnahmen zu entwickeln“, heißt es in der Selbstbeschreibung. Mit den Arbeitsprojekten hat alles begonnen. Hinzugekommen sind Graffitiprojekte und ein Opferfonds, aus dem Betroffene in Jugendstrafverfahren schnell und unbürokratisch entschädigt werden sollen. So bleiben den Beteiligten langwierige, zermürbende Zivilverfahren erspart.
Debatten während des Engagements
Während die aktuelle Gruppe eine Woche im Mettmanner Stadtwald arbeitete, wurde auch diskutiert. Über die Cannabis-Freigabe beispielsweise. Jugendgerichtshelfer Jan Hufendiek findet diesen Schritt richtig – für Kiffende, die älter sind als 18 Jahre. Sein Mettmanner Kollege Manfred Cserni hält davon nichts: „Das wird zulasten der Jugendlichen gehen.“
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