Schweizer Nemo siegt im Eurovision Song Contest
Am Samstag, den 14. Mai 2022, fand der 66. Eurovision Song Contest in der italienischen Stadt Turin statt. Und was für eine Nacht! Der Schweizer Beitrag Nemo hat das Herz Europas erobert und den ersten Platz errungen. Die Schweiz feiert ihren vierzigsten Sieg im Eurovision Song Contest. Die spannungsgeladene Veranstaltung wurde von Millionen von Zuschauern in ganz Europa verfolgt. Der Sieg von Nemo ist ein großer Erfolg für die Schweiz und ein großer Moment für die Musikszene des Landes.
Schweizer Nemo siegt im Eurovision Song Contest
Ungeachtet eines wie nie zuvor politisierten Wettbewerbs setzte sich beim diesjährigen Eurovision Song Contest (ESC) in Malmö tatsächlich der musikalisch beste Beitrag durch: Der 24-jährige, non-binäre Schweizer Sänger Nemo gewann mit „The Code“, einem tollen Song mit Opern- und Rap-Elementen sowie James-Bond-Anleihen, perfekt und voller Inbrunst vorgetragen trotz artistischem Einsatz auf einer runden Wippe.
Nemo führte nach der Jury-Wertung deutlich und konnte seinen Vorsprung schließlich auch beim Publikums-Voting behaupten. Es ist der erste ESC-Sieg der Schweiz seit 1988. Auf dem zweiten Platz landete Baby Lasagna aus Kroatien mit „Rim Tim Tagi Dim“, es folgten die Ukraine, Frankreich und Israel. Isaak, der für Deutschland mit „Always On The Run“ antrat, holte einen respektablen zwölften Platz.
Politik überlagert Musik
Obwohl zumindest vom Grundgedanken her dezidiert unpolitisch, drohte der ESC in diesem Jahr im Spannungsfeld von Pop und Politik zu versanden, bot statt ausgelassenem Spektakel vor allem Drama, Skandal und Streitereien. Mehr als 10.000 Menschen, darunter Klimaaktivistin Greta Thunberg, protestierten bis zum Finale gegen die Teilnahme der israelischen Sängerin Eden Golan, pro-palästinensische Aktivisten störten vor der Halle, der niederländische Interpret Joost Klein wurde wegen einer mutmaßlichen Entgleisung gegenüber einer Kamerafrau am Finaltag disqualifiziert.
Auch andere Teilnehmer sollen sich von Filmteams während der Proben drangsaliert gefühlt haben. Für ein Musikfest, dass sich immer eher als harmonisches Get-together, als eine internationale Familie friedlich Feiernder verstanden hat, eine ziemlich ernüchternde Bilanz. Es zeigt, dass sich selbst ein reines Unterhaltungsfestival der allgemein angespannten Stimmungslage nicht entziehen kann.
Highlights des Abends
Unter der letzten Rubrik lieferte Bambie Thug aus Irland mit „Doomsday Blue“ einen aufwändig inszenierten Hexen-Hokuspokus, dessen wilder Stilmix sich aber nicht zu einem schlüssigen Song verbinden wollte, während Windows95Man aus Finnland mit „No Rules“ eine irrwitzige Flitzer-Show in Unterhose absolvierte, an deren Ende Funken aus Jeansshorts sprühten. Mehr Gaga ging kaum. Mehr Einheitsbrei aber auch nicht.
Auffällig viele Solo-Künstlerinnen traten begleitet von Tänzern auf, einen bleibenden Eindruck hinterließ keine von ihnen. Das war anderen vorbehalten. Nemo natürlich, der in Minirock und flauschiger Tüll-Jacke eine fantastische Performance bot. Oder dem Kroaten Baby Lasagna, der mit „Raga tim tim dam“ einen Rammstein-light-Rockstampfer für die Strandbude lieferte.
Und dem Franzosen Slimane, der bei „Mon Amour“ ganz auf seine hervorragende Stimme und eine reduzierte Inszenierung setzte. Auf seine Stimmgewalt konnte sich auch Isaak verlassen, der mit „Always On The Run“ vor der Kulisse eines brennenden Hauses alles gab – und mit einem zwölften Platz belohnt wurde.
Kommentar und Moderation
Selbstironisch und augenzwinkernd führten die schwedischen Moderatorinnen Petra Mede und Malin Åkerman durch den Abend, lockerten die musikalischen Darbietungen immer wieder mit witzigen Einlagen auf. Zum Rahmenprogramm gehörte auch eine Live-Schaltung nach London, wo die vier Abba-Avatare an den großen ESC-Erfolg der schwedischen Popgruppe vor 50 Jahren in Brighton erinnern durften, „Waterloo“.
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